Weben als Klassenprojekt

In unserer Rubrik «aus der Schule» geben Lehrpersonen persönliche Einblicke in Ihren Unterrichtsalltag und erzählen, wie sie ein konkretes Thema erarbeiten, planen und schliesslich mit ihren Schülerinnen und Schülern umsetzen.

Portrait

Frau Mattes hat sich zur Kindergarten- und Primarlehrperson ausbilden lassen und arbeitet aktuell als Kindergartenlehrperson. Sie ist über Umwege zu ihrem Herzensberuf gekommen. Was sie nicht mag, ist Salatsauce. Dafür mag sie «Pünktli». So träumt sie denn auch von eigenen – und natürlich gepunkteten – Hühnern im Garten. Auf ihrem Instagram-Kanal «kigaframa» inspiriert sie mit kreativen und liebevoll gestalteten Bastel-, Geschenk- und Unterrichtsideen.

Gemeinsam ein Webstück entstehen lassen

Nach den Sommerferien lade ich die Kinder im 2. Kindergartenjahr ein, in die Welt des Webens einzutauchen. Sie können es jeweils fast nicht erwarten, bis wir den grossen Webrahmen erhalten und loslegen können. Aller Anfang ist schwer – das Abmessen und Knüpfen der Fäden braucht viel Übung; einen Knoten zu machen, erfordert viel Geduld, Geschick und die nötige Feinmotorik. Ich zeige den Kindern den Knoten als «Fisch» vor, so können sie sich den Ablauf einfacher merken. Ein Doppelknoten ist ein «Doppelfisch».

Der Umgang mit dem «Schiffli», also mit dem Webschiffchen, wird mit dem Üben der Knoten verbunden. Die Motivation fürs Weben bleibt hoch, aber die Geduld sinkt. «Ist ja gar nicht so einfach», beschweren sich die Kinder. Trotzdem bleiben sie konzentriert dran und wenn sie das Prinzip der Auf- und Abbewegung einmal verstanden haben, ist ihre Freude spürbar. Die fleissigen Kinder weben in jeder freien Minute am Webrahmen und sind stolz, wenn sie einen neuen Faden fertig gewoben haben. Das Highlight: Jeder zehnte Faden darf ein goldener sein. Vor lauter Glitzer geht das richtige Abmessen auch einmal vergessen. Die Kinder messen die Fäden an der Hand ab, indem sie mit dem Fadenknäuel ihre Fäuste umrunden.

Der grosse Webrahmen ermöglicht ein wundervolles Gemeinschaftsprojekt. Die Kinder haben sich bereit erklärt, mir beim Weben zu helfen, da ich ja sonst nie alleine fertig werde.

Auch die Kinder aus dem 1. Kindergartenjahr dürfen dabei sein und ihre ersten Erfahrungen mit dem Weben machen. Wer dran bleibt, freut sich über eine neue Fähigkeit und ein Webstück, in das die Begeisterung und der Durchhaltewille aller Kinder eingeflossen sind.

Zyklus

Zyklus 1
Zyklus 2
Zyklus 3

Dauer für die Umsetzung

Die Dauer des Projekts kann individuell bestimmt werden. So könnte zum Beispiel als Ziel festgelegt werden, dass jedes Kind aus dem 2. Kindergartenjahr pro Woche einen abgemessenen Faden webt.

Kompetenzen Lehrplan21

TTG.2.D.1 – 4b – können die Verfahren erkunden, zunehmend selbstständig und genau ausführen und üben: stricken (z. B. Strickbrett), häkeln und weben.
MA.1.A.3 – a – können im Zahlenraum bis 20 ohne Zählen verdoppeln, halbieren, addieren und subtrahieren.
D.4.A.1 – a – können durch vielfältige Aktivitäten ihre Feinmotorik weiterentwickeln.

Vorbereitung im Unterricht

Als die Kinder den grossen Webrahmen sehen, können sie es kaum glauben. «Er gehört Frau Mattes, ist doch klar.» Schnell ist der Webrahmen zusammengebaut und findet seinen Platz im Kindergarten. Die Wollknäuel werden ausgepackt und dem Farbverlauf eines Regenbogens entsprechend aufgereiht. Die Wollknäuel sind auf einer Ablage verstaut, der Webrahmen ist mobil und kann je nach Bedarf verschoben werden.

Schritt 1

Bevor mit dem Weben begonnen werden kann, werden die Wollknäuel sortiert. Jedes Kind darf eine Farbe auswählen. Die Kinder wickeln den Faden 20 Mal um ihre Fäuste und schneiden ihn ab.

Tipp: Der Fadenanfang findet sich in der Knäuelmitte.

Schritt 2

Der Faden wird am Webschiffchen und am ersten Faden des Webrahmens befestigt.

Tipp: Werden zusätzliche Löcher in das Webschiffchen gebohrt, hält der Faden noch besser.

Schritt 3

Mit einem einfachen Trick kann sehr schnell gewebt werden. Im oberen Bereich des Webrahmens gibt es eine praktische Wendevorrichtung. Die Fäden werden nach oben bzw. nach unten gerückt – so kann auf die Auf- und Abbewegung verzichtet werden.