
Lascaux – Kinder entdecken die strahlende Kraft der Farben
Lascaux, eine Schweizer Manufaktur für Künstlerfarben, wurde 1963 von Alois K. Diethelm gegründet, ein Pionier in der Entwicklung von Acrylfarben. Heute leitet seine Tochter, Barbara Diethelm, die Firma mit Sitz in Brüttisellen, wo mit viel Handarbeit und Erfahrungswissen 273 Farbtöne und über 50 Malhilfen hergestellt werden. Lascaux stellt den Menschen und seine Kreativität in den Mittelpunkt. Ihr Erfolgsrezept ist eine Verbindung aus moderner Technik, wissenschaftlichen Erkenntnissen, handwerklicher Sorgfalt und Achtsamkeit.
Barbara Diethelm hat Malerei und Geisteswissenschaften studiert. Auf ihrem Lebensweg erschienen ihr die Malerei und die Firmenleitung erst als zwei getrennte Berufungen, über die Zeit ergab sich jedoch eine harmonische Ganzheit. Sie interessiert sich besonders für den holistischen Aspekt der Farben und hat in den letzten 25 Jahren ganzheitliche Farbsysteme wie Lascaux Resonance® und das Lascaux Sirius® Primary System entwickelt. Wir haben mit Barbara Diethelm über die Bedeutung von hochwertigen Farben, die Fähigkeit der wertfreien Begleitung des kreativen Prozesses und das Projekt Little Suns gesprochen.
Frau Diethelm, Sie sagen von sich selbst, Sie seien im Farbtopf aufgewachsen. Erzählen Sie mir mehr darüber.
Ja, ich bin in der Welt der Farben gross geworden und habe mich dort immer schon wohlgefühlt. Als ich geboren wurde, gründete mein Vater die Firma Lascaux. Bei uns in der Familie drehte sich alles um die Faszination für Farben, ihre Entwicklung und ihre Anwendung. Die Produkte landeten auch in meinen Kinderhänden. Ich habe viel gemalt und mit den Farben experimentiert. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich aus allen Wolken fiel, als ich in der Schule plötzlich vor einem der typischen Schulmalkasten sass. Zuhause hatte ich Farben, die mir erlaubten, aus meinem inneren Ideenschatz zu schöpfen, und plötzlich musste ich mit dünner Farbe auf dünnem Papier malen. Egal, wie oft ich über eine Stelle malte, sie wollte einfach nicht so leuchtend rot werden wie zuhause – irgendwann hatte ich ein Loch im Papier.
Es ist also ein Irrtum zu glauben, es genüge, Kindern einen günstigen Malkasten zur Verfügung zu stellen?
Kinder spüren den Unterschied, wenn sie mit verschiedenen Farben experimentieren dürfen. Die Qualität einer Farbe beeinflusst meinen Ausdruck und mein Gefühl während des Malens. Obwohl ich das damals noch nicht in Worte fassen konnte, machte ich dieses Aha-Erlebnis bereits im Alter von fünf Jahren. Heute ist es einer meiner Grundsätze, dass man gerade Kindern Zugang zum besten Material geben muss. Das heisst nicht, dass die Schulen viel Geld ausgeben müssen. Kinder brauchen nicht viel, sondern Qualität und nicht Quantität – und sind die Farben hochwertig, genügt ein Kleks. In gute Produkte zu investieren, ist das Nachhaltigste, was eine Schule tun kann. Ich nehme gerne einen Vergleich aus der Musik: Was würde passieren, wenn wir einem Kind eine Gitarre mit einer gerissenen Saite schenken? Niemand würde auf die Idee kommen, einem Kind ein defektes Instrument zu geben und dann zu erwarten, dass es Freude an der Musik entwickelt.
Was fasziniert Sie persönlich an Farben und am kreativen Prozess?
Es gibt keinen direkteren Zugang zu unserem kreativen Potenzial als die Farben. Über kein Medium kommen wir näher zu uns selbst und unserem schöpferischen Ausdruck. Wir finden Zugang zu einer Welt, die ohne Worte auskommt. Beim Malen werden die Kinder von den Farben getragen und Unsichtbares wird vor ihren Augen auf dem Papier sichtbar. Malen ist ein sehr haptischer, sinnlicher Prozess, der die eigene Persönlichkeit und die Entwicklung der beiden Hirnhälften stärkt. Es geht mir übrigens nicht darum, dass jedes Kind später als Künstlerin oder Künstler tätig ist, aber wenn jemand schon früh den Raum bekommt, um sich kreativ auszudrücken, wird er oder sie später vielleicht auch ein empathischerer Anwalt oder eine ausgeglichenere Ärztin – kurz, ein mitfühlender Mensch.
Wir haben bereits darüber gesprochen, dass es in Bezug auf Farben grosse Qualitätsunterschiede gibt. Was braucht es in Ihren Augen für die perfekte Farbe?
Sehr viel! Vor allem Ausdauer und Enthusiasmus. In der Herstellung unserer Premium-Produkte werden nur die besten Rohstoffe, Pigmente, Bindemittel und die vielen weiteren Ingredienzen ausgewählt. Sie werden in individuellen und komplexen Rezepturen zusammengestellt. Kontinuität in Farbton und Verarbeitungseigenschaften sind die wesentlichen Faktoren, um über Jahre hinweg eine konstant hohe Qualität bieten zu können. Regelmässig besuchen uns Schulklassen, um in unserer Farbenmanufaktur Schritt für Schritt mitzuerleben, wie Farbe entsteht.
Ein in der Schweiz hergestelltes Produkt wird nach den höchsten und striktesten Auflagen bezüglich Sicherheit und Umweltverträglichkeit produziert. Wir stehen für Verantwortlichkeit und Ressourcenschonung und damit für langlebige Produkte. Lascaux-Farben sind nachhaltig, denn die Intensität der Farbe erlaubt einen überaus sparsamen Gebrauch. Nicht die Farbe soll vorgeben, was gemacht werden kann und was nicht, sondern die Menschen entscheiden, was sie gestalten wollen. Unsere Farben sind für alle, die die höchsten Ansprüche haben – dazu gehören auch unsere Kinder.
Welche Bedeutung hat das Malen und Zeichnen Ihrer Meinung nach in der schulischen Bildung?
Den Kindern werden im BG gestalterische Prinzipien und verschiedene Techniken vermittelt. Für die Entwicklung der gestalterischen Fähigkeiten ist das ganzheitliche Sehen und Wahrnehmen sehr wichtig. Wenn ich ein Bild betrachte, was sehe und spüre ich? Dabei geht es um Langsamkeit und Präsenz. Es ist eine Fähigkeit, die uns leider in unserer schnelllebigen und reizüberfluteten Welt verloren geht.
Welche Tipps geben Sie Lehrpersonen, die ihre Schülerinnen und Schüler ermutigen wollen, kreativer zu sein?
Ich würde den Lehrpersonen sagen: Habt Mut und Vertrauen; stellt den Kindern Farbe hin und sie werden sofort wissen, wie damit umzugehen ist. Gebt den Kindern Raum und Zeit und staunt, wie sie sich ausdrücken. Ich habe den Eindruck, dass Lehrpersonen oft einem grossen Druck ausgesetzt sind. Es gibt immer viel zu tun und sie müssen verschiedensten Erwartungen gerecht werden – die Unterrichtsinhalte sind auf ein Ziel ausgerichtet und es muss am Schluss ein Produkt oder eine bestandene Prüfung dabei herausschauen. Dabei geht oft vergessen, dass wir am meisten bewirken können, wenn ein Kind in sich selbst gestärkt wird und seine Persönlichkeit entwickeln darf. Ich empfehle Lehrpersonen auch, den Kindern im kreativen Prozess nicht reinzureden. Also nicht zu sagen, ob etwas als gut oder schlecht empfunden wird. Nicht zu werten – das ist schwierig für uns Erwachsene. Wir haben Mühe zu schweigen. Oft sind wir auch versucht, Erklärungen von den Kindern einzuholen: Ist das ein Baum? Ein Haus? Fragen Sie das Kind stattdessen: Wie fühlst du dich mit deinem Bild? Dann lernt das Kind, in sich hineinzuspüren. Vielleicht merkt es, dass es sich noch nicht gut fühlt damit, und in diesem Austausch kann ein Bild entstehen, das wirklich den innersten Ausdruck und die Lebenswelt des Kindes abbildet.
Was ist das Wichtigste, das Kinder und Jugendliche in der Schule lernen sollten?
Das Wichtigste ist, die Kinder so zu fördern, dass sie ein Urvertrauen in die Welt und in ihre eigene Kraft entwickeln. Gerade im Bildnerischen Gestalten können die Kinder ihre Selbstwirksamkeit erleben: Ich habe etwas gemalt und ich habe mich dabei gut gefühlt! Gestalten ist ein Weg, der ermöglicht, in einem diversen Klassenzimmer Gemeinsamkeiten zu finden und sich verbunden zu fühlen.
Was wünschen Sie sich für die Bildungslandschaft der Schweiz?
Ich wünsche mir viel mehr musische Fächer. Wir von Lascaux möchten heute wie auch in der Zukunft unseren Beitrag dafür leisten; wir möchten Kindern und Erwachsenen ermöglichen, den Zugang zu ihrer Kreativität wiederzufinden, und alle Kinder dabei unterstützen, den Zugang gar nicht erst zu verlieren.
Little Suns – ein Malprojekt mit Kindern für eine friedvolle Zukunft
Seit Sommer 2023 finden jährlich europaweit Little Suns Workshops statt. Dieses Projekt der Fondation Lascaux soll uns daran erinnern, dass wir alle unter derselben Sonne leben, alle denselben Ursprung haben und alle dasselbe Herz teilen. Im Rahmen der Workshops malt jedes Kind seine eigene Sonne, sein inneres Licht. Wir wollen die inneren Lichter strahlen lassen und sie greifbar machen, indem wir sie auf Papier bringen. Als Abschluss des Projekts vereinen wir alle Bilder an einem öffentlichen Ort (wie beispielsweise 2025 im Museum Rietberg, Zürich) zu einem grossen, strahlenden Sonnenfeld.
Dieses Jahr wird das Friedensprojekt noch internationaler – Lascaux ist bereits in Kontakt mit Schulen in Südafrika. Das integrative Malprojekt ist kultur- und grenzübergreifend und richtet sich an alle Kinder, unabhängig von ihrer Ethnie, Religion und ihrem Lebensweg. Es ist ein Projekt, das nicht nur die Kinder zum Strahlen bringt, sondern alle, die mit den Bildern in Berührung kommen.
Möchten auch Sie mit Ihrer Klasse einen Little Suns Workshop durchführen?
In einer kostenlosen Einführung stellt Lascaux Ihnen das Projekt vor:
Samstag, 17.05.2025, 09:00–12:30 Uhr
Mittwoch, 21.05.2025, 13:30 – 17:00 Uhr


